HAUTNAH. Die Filmkostüme von Barbara Baum
Deutsches Filmmuseum Frankfurt
Kostüme sind mehr als Kleidung: Sie unterstützen, heben hervor oder kaschieren, geben Hinweis auf Zeit, Raum, Status und Befindlichkeit. Barbara Baum entwirft seit 50 Jahren Kostüme. Sie kleidete Hanna Schygulla, Jeanne Moreau, Mario Adorf, Til Schweiger, Nina Hoss, Sam Shepard, Meryl Streep, Winona Ryder und Jeremy Irons in Filmen von Rainer Werner Fassbinder, Bernd Eichinger, Volker Schlöndorff und Bille August ein. HAUTNAH ist eine Werkschau der Grande Dame des Kostümbildes im deutschen und internationalen Film. Im Zentrum der Ausstellung das Atelier mit nüchterner Arbeitsatmosphäre als raumbildende Konstruktion aus Kanthölzern. Der Arbeitstisch wird von einer Lichtdecke überspannt. Figurinen werden zu Raumgrafiken. Skripte, Skizzen, Stoffproben und Fotos aus Barbara Baums Archiv dokumentieren, welch akribische Arbeit in jedem Kostüm steckt. Viele Stoffmuster mussten zusammengetragen werden, ehe das richtige Material für Corinna Harfouch’s Abendkleid in ,Der große Bagarozy‘ gefunden war. ,Eine schöne Glocke‘ sollte das Tanzkleid von Julie Delpy in ,Homo Faber‘ werden. So ist es als handschriftliche Notiz auf der Zeichnung vermerkt. Am Kleid zu sehen, wie das gelungen ist. 50 Original-Kostüme sind auf schwebenden schwarzen Bühnen rund um das Atelier in Szene gesetzt. Texte auf den Bühnen geben Information zu den Filmen, die zu den Kostümen sind auf hängenden Labels platziert, bewusst gewählte gestalterische Reduktion. Digitale Leinwände zeigen Filmcollagen mit Fokus auf den Kostümen. Wenn Barbara Sukowa als Lola im schwarzen schulterfreien Kleid durch die Filmszene wirbelt, wirft man einen zweiten Blick auf das Original-Kostüm. Chapeau! Den Hut zog auch die Filmwelt, als sie Barbara Baum 2015 die Ehren-Lola für ihr Lebenswerk verlieh. HAUTNAH ist als taktile Ausstellung auch für blinde und sehgeschädigte Menschen konzipiert. In Reliefdruck übertragene Kostümentwürfe mit originaler Stoffprobe können erspürt werden, Ausstellungsinhalte sind als Audiodeskription und in Brailleschrift abrufbar. Beim Gang durch die Ausstellung mit dem Langstock dienen die Bühnenkanten als Orientierung, Aufmerksamkeitsfelder auf dem Boden verweisen auf Audioguide- und Taststationen.
blaugrau: Ausstellungsgestaltung, Planung und Produktionsbegleitung, Auftraggeber: Deutsches Filminstitut und Filmmuseum, Kuration: Hans-Peter Reichmann und Isabelle Bastian, Medienkuration: Michael Kinzer, Grafik: mind the gap! design Karl-Heinz Best, Fotografien: Thomas Lemnitzer . 2018
